Zeit und Ewigkeit

Ist die Zeit ein Fluss, wie es Heraklit sah? Oder ist sie ein Meer? Das Dasein ist unveränderlich und zeitlos, meinte Parmenides. Auf den ägäischen Inseln wird die Zeit als Meer empfunden. Von Gezeiten und Stürmen bewegt, aber letztlich immer gleich. Die chronologische Denkweise ist ein Erbe der Aufklärung, ein gewollter Akt der Logik, der dem Zeitempfinden vieler Menschen auf den griechischen Inseln widersprach. Gerade auf der geschichtsträchtigen Insel Chios wird Zeit nicht als linear wahrgenommen, allerdings auch nicht als zirkulär, sondern eher als Helix, in der historische und aktuelle Ereignisse miteinander verwoben sind, so sieht es Nicolas Argenti: „Die Menschen auf Chios leben diachronisch, in mehreren zweizeitlichen Geschichten aus Gegenwart und Vergangenheit zugleich, die wie das Wetter stets wiederkehren, so dass sich die Zeit an sich stückweise aufhebt.“